Woche 37


Fakten

  • Moritz ist jetzt offiziell der Vater des Kindes!
  • Toni hat von allein die richtige Position eingenommen
  • Ich wusste gleich, das ist ein braver Junge und er hört auf seine Mama!
  • Man kommt sich bei manchen Schwangerschaftsübungen schon dämlich vor
  • Ich bin jetzt voll Zielgruppe für "Nido"
  • Wenn ich Mütter mit Neugeborenen sehe, habe ich manchmal Angst, einen Hormonschub zu bekommen und damit einen vorzeitigen Blasensprung!
  • Ich werde Fressfaul und ernähre mich am liebsten von Quark, Buttermilch und Trinkjoghurt
  • Freundinnen sind unersetzlich, auch wenn sie kilometerweit weg wohnen
  • Zum ersten Mal in meinem Leben Termin zur Pediküre gemacht
  • Zum ersten Mal im Leben eine Strumpfhose nicht selbst angezogen
  • Mich über das Kichern der Mädchen gefreut, als mir Anouk in die Strumpfhose half!
  • Man kann nicht lange auf ungepolsterten Stühlen sitzen ohne Arschweh
  • Die Arzthelferin sagt, von hinten sehe ich aus, als wäre ich nicht schwanger
  • Meine Hosen und Röcke sagen: Sieht man wohl!!
  • In allen Serien und Sendungen geht es plötzlich um Schwangere oder Mütter, die Sterben, keinen Sex mehr haben oder schlimme Geburtskomplikationen
  • Arzt und Hebammen sind sich nicht immer grün
  • Die Katze hat ihre Belagerung eingeschränkt ... vermutlich sind ihr Tonis Tritte zu unruhig zum schlafen
  • Auf den ersten Blick sehr nette Kinderärztin in Zehlendorf gefunden
  • Es gibt viele Kitas in Zehlendorf und jede ist irgendwie komplett anders
  • Der Tag geht sehr viel schneller rum, als man denkt!
  • Ich hab die Fußnägel schön!
  • Geburtsvorbereitungskurs abgeschlossen: Check!


Das Baby

Letzte Woche hatte ich ja bereits vorgegriffen und verkündet, dass sich Toni wieder in die richtige Startposition begeben hat, und zwar ohne Hilfe von außen. Allein durch Gedankenkraft und meinen lustigen Turnübungen. Diese Woche möchte ich auch voraus greifen und verkünden:

Ich habe es bis in Woche 38 geschafft!!!! Juhu!! Juhuhuhujuhujuhujuhujuhujuijajippieh

 

Das heißt, die Schonzeit ist vorbei, jetzt kann ich wieder alles machen, was ich will und wozu ich noch in der Lage bin. Dazu dann am Ende der Woche mehr. Jetzt zur vergangenen Woche: 

Angefangen hat die mit einer Überraschungsparty für Moritz, da am 05.06.2015 sein erster Roman erschienen ist. Yeah! Könnt ihr hier bestellen oder in eine Buchhandlung gehen und es da kaufen. Da ich mit den Vorbereitungen schon eine Woche vorher angefangen habe, hat auch alles geklappt, Überraschung war überraschend. Dann kamen ein paar sehr warme Tage, die ich hauptsächlich in der eher kühlen Wohnung verbracht habe. Neulich hatte ich einmal morgens um 10 Uhr im Garten in der Sonne gesessen und dachte danach, ich könne mich den restlichen Tag über vermutlich nicht mehr viel bewegen. Ich finde so 20°C-23°C sehr angenehm. Zum Glück habe ich immer noch kein Wasser in den Beinen, keine Krampfadern und auch sonst nix. Mehr als 2 Kilometer will ich trotzdem nicht mehr laufen. Ich bin wie eine Schnecke so lahm und es ist echt anstrengend mit dem kleinen Toni vorne im Beutel. Zwischendrin hampelt der ja auch rum und ich hab Vorwehen. Die tun nicht weh, machen nur den Bauch hart und mich damit noch unbeweglicher.

Dafür bin ich im Moment unglaublich entschleunigt. Vielleicht sollte man das als Therapieform für Workaholics vorschlagen. Den Tag mit hochschwangeren Frauen verbringen. Beim Essen zubereiten plane ich, egal was ich mache, mindestens eine Stunde ein. Dann stelle ich alle Dinge die ich zum vorbereiten benötige auf den Tisch, höre nebenher die 3??? und schnippel vor mich hin. Und auch sonst dauert alles irgendwie ewig. Um heute aufzustehen, mich zu waschen, Zähne putzen, anziehen, Getreidekaffee und Obstquark machen und diese Zeilen schreiben habe ich jetzt insgesamt 1 Stunde und 45 Minuten gebraucht. Ich hatte ja Angst, mir wird langweilig im Mutterschutz vor der Geburt ... aber in Wirklichkeit rennt einem die Zeit davon. Meistens aber auf angenehme Weise. Wenn ich müde werde schlafe ich zwischendurch 1-2 Stunden. Oder schau mir ein paar Folgen "How I meet your mother" an. Was ich nämlich auch festgestellt habe ist, dass man für viele Sachen einfach nicht mehr die nötige Konzentration aufbringen kann. Beim Schreiben zum Beispiel. Wenn ich an meinem eigenen Romanprojekt rumbasteln will, fällt es mir unglaublich schwer, mehr als eine Seite zu schreiben, weil ich gedanklich alle paar Minuten zu Toni und wie alles wird und was man noch machen muss und was man nach der Geburt machen muss und wie man das alles schafft und und und abschweift. Das ist echt manchmal anstrengend. Man hat ja eh schon seinen Körper nicht mehr für sich, aber das dann auch noch das Gehirn gekapert wird ist fies. Und es stimmt: Es fällt mir auch schwer, über etwas anderes zu sprechen als über Babys, Geburt und Schwangerschaft. Das ist alles worum sich mein Kopf noch dreht. Bücher und Zeitschriften, die sich nicht mit diesen Themen beschäftigen, kann ich auch nur im Schneckentempo lesen. Das Frauen, die nur noch über ihre Babys sprechen nervig sind, wissen wir ja alle. Aber das man sich in der Situation damit selber nervt war mir neu. Klingt aber auch logisch. Vielleicht kann man aber daran arbeiten, nachdem man sich dieser Erkenntnis stellt.

 

Anfang der Woche haben wir Moritz übrigens als offiziellen Vater anerkennen lassen. Das ist er auch, wenn es eine Mehrlingsgeburt wird. Steht extra mit auf dem Formular. Anscheinend gab es schon Väter, die dann nur von einem Kind der Vater sein wollten oder Unterhalt zahlen. Die Frau vom Jugendamt hat sich vor uns beklagt, das immer mehr Stellen gestrichen werden und sie deswegen jetzt auch solche Urkunden ausstellt, obwohl das nichts mit der Arbeit zu tun hat, die sie eigentlich macht. Außerdem hätten sie kein festes Gebäude und würden dauernd umziehen. Am Ende hat sie uns dann aber doch eine Urkunde ausgestellt. Schön. Moritz, mein Kindsvater :-*

 

In der 37sten Woche war auch unser letzter Geburtsvorbereitungskurs. Da haben wir verschiedene Geburtspositionen gelernt und ausprobiert, zusammen mit dem Partner. Das war witzig. Obwohl uns allen bewusst war, dass es, wenn wir die dann durchführen, nicht mehr so witzig sein wird. Auch wenn Lachen natürlich eine wunderbare Entspannung für die Wehenpause ist. Das werden vermutlich die wenigsten fertig bringen. Ich hab zu Moritz gesagt, er soll ein Witzbuch mitnehmen und mir daraus vorlesen. 

Dann haben wir noch ein wenig über das Wochenbett gesprochen und die Hebamme meinte ganz streng in die Runde, das die Frau in der ersten Woche nichts macht außer im Bett liegen. Aus dem steht sie nur auf, wenn sie aufs Klo oder Duschen muss oder der Partner das Bett neu bezieht. Sonst bleibt sie da drin und schläft oder stillt. Mehr nicht. Die macht keinen Haushalt, kocht nicht, wickelt das Baby nicht oder setzt sich mit dem Besuch an den Küchentisch. Schließlich würde man sich ja auch nicht hinknien, nachdem man sich die Knie aufgeschlagen hat. In der zweiten Woche kann man sich dann langsam wieder aus der Bettphase heraus begeben aber immer noch ohne einkaufen gehen, Haushalt, etc. Wenn Besuch kommt, bringt der den Kuchen mit und über einen unordentlichen Haushalt muss man hinweg sehen. Der Mann ist in der Zeit der Wochenbettmanager. Durchaus auch kein leichter Job, da er mit Wickeln, essen zubereiten und einigermaßen Ordnung halten beschäftigt sein wird. Außerdem mit der Versorgung der Mutter. In fast allen Kulturen dauert das Wochenbett mindestens 40 Tage und in dieser Zeit bekommt auch fast keiner die Frau und das Kind zu Gesicht. In manchen Kulturen wird deren "auftauchen" dann auch mit einem Fest gefeiert. Schöner Brauch. 

Auf die unangenehmen Dinge nach der Geburt wurden wir auch noch dezent hingewiesen. Das ganze Zeug, das aus der Gebärmutter raus muss und aus uns raus fließt, vor allem in der ersten Woche und der Milcheinschuss, der zwei bis vier Tage nach der Geburt startet. Und die mit dem Stillen verbundenen Komplikationen, die auftreten können. Milchstau, Brustentzündung, etc. Häufigste Ursache dafür ist Stress. Mit dem Mann an meiner Seite, der Kochen, Backen, Staubsaugen, Wischen, Wickeln, Putzen, Einkaufen und Beruhigen kann, sehe ich dieser Zeit jedoch mittlerweile wieder relativ gelassen entgegen. Vor der Wochenbettdepression habe ich noch ein bisschen Angst, weil die unberechenbar ist, da sie von Hormonen ausgelöst und beeinflusst ist und ich mir gut vorstellen kann, wie sie sich anfühlt. Meinen Schätzungen nach, werde ich zu der Kategorie gehören, die einfach grundlos heult. Doch wir werden sehen. Das kommt ja alles noch. Ich werde euch davon berichten!

 

 

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