Woche 17


Fakten

  • No net hudla!
  • Ein Präparat mehr: Magnesium
  • Marlo kann ganz gut trösten
  • Treppen steigen macht Sinn, aber auch atemlos
  • Tatendrang in Maßen erspart Kummer und Strapazen
  • Es muss nicht immer alles ordentlich sein
  • Staubfrei reicht erstmal


Baby


Heute gibt es nur einen kurzen Eintrag. Ich bin zeitlich etwas eingebunden, da ich nicht mehr so viel auf einmal machen sollte und mehr Pausen brauch als früher. Eigentlich ist das immer so, wenn man schwanger ist, aber ich musste mir das erst wieder von meinem ungeborenen Kind einbleuen lassen. Fangen wir von vorne an:

 

Letzte Woche war das Wetter total schön und ich war voller Tatendrang. Da mein Wochenende ja immer von Freitag bis Sonntag geht (also freitags auch schon den ganzen Tag frei) nutzte ich die Gelegenheit, um schwimmen zu gehen, den Garten zu rechen,  die Wohnung umzugestalten und aufzuräumen. Samstagabends waren noch Freunde zum Brettspielabend da und alles in allem war es ein effizientes, schönes Wochenende. Nachts um halb eins, als wir ins Bett wollten, ist dann aber mein Bauch ganz hart geworden. Das hatte ich in den Tagen davor auch schon ab und an, hab mir aber nichts dabei gedacht, ging immer gleich wieder weg. Da gings halt ewig nicht mehr weg und ich erinnerte mich an meine Vorwehen, bzw. Übungswehen, die ich mit Marlo in den letzten Wochen vor der Entbindung hatte. Ist was ganz normales. Aber halt leider nicht in der 16ten Woche.  Ist klar das sowas am Wochenende tief in der Nacht passiert, wo man nicht eben die Hebamme oder die Ärztin anrufen kann, sondern nur das Internet konsultieren. Macht das einfach nie! Egal was ihr habt, fragt nicht im Internet nach der Ursache, Auswirkung, Lösung. Macht es einfach nicht. Einfach nicht machen, okay. Lasst die Finger davon!! Ich habe nämlich sofort eine bevorstehende Frühgeburt diagnostiziert und/ oder 6 Monate ans Bett gefesselt sein. Eine Horrorvorstellung! Moritz bleibt bei sowas immer tiefenentspannt aber in dem Fall konnte ich mich gar nicht beruhigen lassen. Schließlich konnte er das nicht spüren und außerdem würde ihn auch keine Schuld treffen, wenn ich noch in dieser Nacht ein nicht lebensfähiges Embrio in der Badewanne zur Welt brächte, da ich diejenige war, die es mit den Tätigkeiten ein bisschen übertrieben hat. Bin dann trotzdem erst einmal ins Bett, um wenigstens abzuwarten, bis ich morgens meine frühere Hebamme von Marlo kontaktieren konnte. Das hab ich dann gemacht, brav gewartet bis 10 Uhr, und die riet mir dann, was ich schon wusste, ins Krankenhaus gehen. Sonntags. In die Notaufnahme. Juhu. Zum Glück wohnen wir an einem Randgebiet und es ist relativ wenig los. Beim packen der Handtasche hatte ich Überlegungen, ob ich auch gleich Unterwäsche einpacken soll oder genug zu lesen, falls sie mich gleich dort behielten. Bevor es losging musste ich noch ein bisschen vor Sorge weinen. Da kam Marlo an und hat gefragt, ob er mich trösten soll. Dann hat er mich umarmt und gefragt, ob ich jetzt nicht mehr weinen muss. Hach. Wenn er wüsste, was für eine riesige Wirkung das auf ein weiches Mutterherz hat. Musste nur noch ein kleines bisschen weiter weinen. Dann war’s wieder gut. Ins Krankenhaus bin ich mit Moritz und Marlo. Die hab ich dann allerdings nach 2 Stunden wieder heim geschickt. Marlo wollte nicht in dem Wartezimmer sitzen, was ich durchaus verstehen konnte. Es war dort furchtbar heiß und trist. Es lief ein Fernseher mit einem Programm über Kalbfleisch und man sah abwechselnd kleine süße Kälber, Metzger und Ärzte, die Fleisch zerschnitten, zerhackten und untersuchten und Menschen, die sich Fleisch in die Münder stopften um zu bewerten, wie gut das jetzt schmeckt. Ach und grausige Massenkälberställe, die laut Verordnung picobello geführt wurden, mir aber wieder einmal deutlich machten, dass ich niemals Babytiere essen werde und nach der Schwangerschaft auch sofort wieder zur Vegetarierin werde. Dieses Programm zog etwas an meinen Nerven, vor allem, weil es auch mit leisem Ton lief und ein Mann mit seinen zwei Kindern, der fand den Beitrag auch grauslig, dauernd Bemerkungen machte wie, igitt, widerlich, und so! Man konnte nicht nicht hinsehen! Glücklicherweise war ich nach 2 ½ Stunden dran und wir stellten fest: Alles ist gut! Zum Glück. Ich sollte nur nicht mehr so viele anstrengende Sachen machen. Und mich krankschreiben lassen, falls es nicht besser wird, damit ich ausruhen kann. Und Magnesium nehmen. Mach ich jetzt alles. Ist seither nix mehr passiert! Puh. Jetzt kommt am Wochenende eh erstmal meine Mutter und am Donnerstag fahren wir gemeinsam mit Marlo auf einen Frieslandpferdehof. Danach ist dann ne kurze Arbeitswoche. Das klingt für mich alles sehr entspannt.

Politik


Politisch gesehen habe ich mich gestern wieder sehr sehr sehr ganz arg sehr aufgeregt über das Insektensterben. Da kam ein kurzer Beitrag in der Tagesschau im Jahre 2017. Und das klang so, als wäre das jetzt gerade erst entdeckt worden. Uups, Forscher haben festgestellt, in manchen Regionen fehlen schon 75% der Insekten. FÜNFUNDZIEBZIG PROZENT!!! Sag mal, ganz ehrlich, ich bin seit über 3 Jahren Mitglied bei Melliferra, die sich gegen das Bienensterben engagieren. Zu meinen simpleshowzeiten wurden mehrere Clips beauftragt, deren Thema das Bienensterben ist, u.a. diesen hier: Deutschland summt! Es gibt den Film „More than honey“ von 2012, der Bienensterben thematisiert. Da weiß man doch nicht erst jetzt, das da was passiert. Am schlimmsten fand ich, dass man jetzt erst wissenschaftlich nachweisen muss, woran das liegt!!! Wie bitte!!! Ich muss doch nur einmal meine Augen und Ohren aufmachen, um zu wissen an was das liegt. Ich weiß das schon seit Jaaaahren, und kein Mensch kann mir erzählen, dass er davon noch nix mitbekommen hat, es sei denn, er schaut wirklich nicht über seinen Tellerand und kauft ausschließlich bei Discountern ein. Die Bioläden in meiner Umgeben rufen immer wieder zu Aktionen gegen Ackergift und Bienensterben auf. Es gibt Produkte, die auf Organisationen aufmerksam machen, die gegen eine landwirtschaftliche Übernutzung und Monokultur vorgehen. Aber wir können uns gegen das Beseitigen von Insektenkillern auch nochmal 20 Jahre Zeit lassen, dann ist es nämlich vollends egal, weil ohnehin nur noch eine elitäre Menschengruppe in hermetisch abgeriegelten Untergrundbunkern leben wird. Wenn überhaupt. Blöd für Mina und blöd für Marlo. Die müssen sich dann allerdings auch keine Sorgen mehr übers Kinderkriegen und Wohnungsnot machen. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an die Agrarlobby, habt ihr gut gemacht. Jetzt werden erstmal wieder Millionengelder zur Forschung ausgegeben und wenn sie dann feststellen, dass ihr doch Schuld seid, sind die Manager von heute in Rente oder streiten alles ab, weil man sich immer an die Richtwerte gehalten hat und wenn die mal falsch bemessen wurden, dann nur, weil man gar nicht wusste, dass das so schädlich ist oder weil ein Mitarbeiter einen Fehler gemacht hat, denn man jetzt aber rausschmeißt. Macht der also nicht wieder.

 

 

Bitte, passt auf die Bienen auf! Bitte benutzt euer Gehirn beim Einkaufen! Bitte denkt dabei nicht bloß an euch und euren Geldbeutel sondern auch an das, was alles passieren muss, damit das, was ihr auf das Kassenband legt, überhaupt dorthin kommt. Man kann nicht jeden Tag die Welt retten, aber man kann sie jeden Tag ein bisschen besser machen, durch sein eigenes Handeln und das ist so einfach.  Es ist nämlich eine schöne und tolle und prächtige Welt und ich freue mich darüber, mit Marlo durch das Herbstlaub zu rascheln und ich möchte im Winter mit ihm Schlittenfahren und ich will im Sommer den Bienen lauschen, wie sie um uns herum summen und uns allerfeinsten Honig machen.


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Kommentare: 3
  • #1

    Peter B. (Montag, 23 Oktober 2017 12:32)

    Ja, Wut! So geht es mir auch, wenn ich lese, dass die dt. Regierung vermutlich in dieser Woche für weitere zehn (!) Jahre Glyphosath ("für Hobbygärtner: 'RaundUp') genehmigen lassen will.

  • #2

    Peter B. (Montag, 23 Oktober 2017 12:44)

    Ich bin mit einem Kommentar zu 'Namensvorschlägen' versehentlich in die Historie gerutscht. Aber auch in der aktuellen Situation könnte folgender Hinweis nützlich sein:
    Nehmt bitte auf keinen Fall einen einsilbigen Namen, denn ringsherum ist zu erleben, dass Eltern ihren Yves, Bo oder Finn nicht ansprechen oder rufen können, ohne ein verniedlichendes 'i' oder (noch schlimmer) ein '-chen' anzuhängen. Das war schon früher so - mit dem Ergebnis, dass selbst 75-jährige immer noch 'Heinzi' heißen.

  • #3

    Peter B. (Montag, 23 Oktober 2017 23:09)

    Eigentlich hatte ich im Netz etwas ganz anderes gesucht - dann aber diesen Text gefunden:
    "Es gibt einen Stamm in Afrika, der denjenigen Tag als den Geburtstag eines Kindes ansieht, an dem es zum ersten Mal in einem Gedanken der Mutter erscheint. An diesem Tag geht die Mutter hinaus, setzt sich unter einen Baum, wartet und hört still in sich hinein, bis sie das Lied ihres Kindes vernimmt. Wenn sie das Lied gehört hat, kehrt sie zurück in ihr Dorf und lehrt es ihren Mann, damit sie das Lied zusammen singen können, wenn sie sich lieben, und so ihr Kind einladen, zu ihnen zu kommen."
    Du merkst, liebe Madeleine, deine Texte triggern eine Menge an. Sehr schön, Dich/Euch auch als Leser begleiten zu können. Danke.