Woche 18-20


Fakten

  • Alles ist „ausgelatscht“
  • 30 Stunden unvorbereitet ohne Strom ist abenteuerlich
  • Mein Bauch funktioniert wie ein Frühwarnsystem
  • Wird der Bauch hart, leg ich mich hin
  • Die Schwangerschaft ist jetzt bei mir angekommen
  • Der Bauch ist über Nacht aufgeploppt
  • Meiner Jacke ist der erste Knopf abgesprungen
  • Ich brauche dringend neue Wintersachen
  • Mamikreisel.de ist toll
  • Geburtshaus ist toll
  • Hebammen sind toll
  • Clementinen sind toll
  • Halbzeit

  • 24-Std.-Arbeitswoche ist toll
  • Wir haben den verkaufsoffenen Sonntag bei Ikea überlebt!


Baby


Wir haben nun die ersten Herbstferien hinter uns, in denen ein Großteil der Betreuung von Oma Inge durchgeführt wurde. Dafür kam sie extra aus Ebersbach angereist, sehr zur Freude von Marlo. Es gab glücklicherweise auch keinerlei Übergangsprobleme und die beiden haben sich sehr gut vertragen. Bis auf einen missglückten Friseurbesuch, dem Marlo kurzfristig doch wieder auf seine ganz eigene Art und Weise wieder abgesagt hat.

Ansonsten wächst und gedeiht mein Bauch seit ein paar Tagen in Rekordzeit. In Woche 18 meinte die Frauenärztin, sie sehe noch gar nichts und jetzt, seit ich die Halbzeit erreicht habe, ist der Bauch irgendwie explosionsartig nach vorne geschossen. Mina kann ich eigentlich täglich in mir rumflattern spüren und freue mich schon darauf, wenn sie kräftig genug ist, das man es von außen auch spüren kann, um das teilen zu können. Wochenlang habe ich ja vergessen, dass ich schwanger bin, jetzt ist es voll angekommen. In den sehr lustigen und offenen Gesprächen mit meiner Frauenärztin, habe ich erfahren, dass meine Bänder „ausgelatscht“ sind. Deswegen verspüre ich manchmal einen stechenden Schmerz beim Niesen. So, als würde mir jemand ein Messer in den Unterleib rammen. Ich soll mich beim Niesen also am besten lang Strecken, das könnte helfen. Die Leute in der U-Bahn würden sich dafür wohl sehr bedanken. Würde ich schön den Niesnebel unter allen verteilen. Soll die Gesellschaft meine Schwangerschaft halt mit allen Höhen und Tiefen mittragen.

Dieses ausgelatschte ist vermutlich auch der Grund, weswegen ich jetzt schon einen unangenehmen Druck auf dem Schambein spüre. Das kann wirklich noch heiter werden.

Da ich an meiner Übergangsjacke bereits den Knopf abgesprengt habe und auch meine anderen Winterjacken zu klein sind, habe ich mir nun auf Mamikreisel.de einen neuen schönen Mantel bestellt. Eine Homepage, die ich allen werdenden Müttern und Müttern empfehlen kann. Kaum getragene Umstandsmode wird zu fairen Preisen angeboten. Und auch jede Menge Kinderklamotten, etc. Find ich fast noch besser als Ebay Kleinanzeigen und gibt es unter Kleiderkreisel.de auch für normale Erwachsenen-Kleidung.

Zum Vögelchen selber gibt es gar nicht sehr viel mehr zu sagen. Der nächste große Ultraschall folgt am 17.11.2017 und die große Feindiagnostik ist eine Woche drauf. Das heißt, nächsten Freitag sollte ich euch mitteilen können ob wir eine Mina haben oder einen männlichen Kandidaten. Mein Chef sagt, es wird bestimmt ein Junge, weil Jungs der Mutter Schönheit geben und Mädchen sie nehmen. Wer kennt diesen abgelatschten Spruch nicht? Aber, was soll ich euch sagen, ich hab mich trotzdem sehr gefreut über das Kompliment. Hormonbedingt bin ich ja auch anfällig für so etwas. Genauso, wie meine Fähigkeit sinkt, Kritik anzunehmen. Musste ich der Räuberbande hier diese Woche auch erst mal verklickern. Dass sie in den nächsten Wochen ihre Erbsenzählerei für sich behalten. Also erstmal hab ich dieses Problem für mich erkannt, nachdem ich Lila und Moritz beim Frühstückstisch angeschrien habe mit den Worten „Das Problem ist, das ihr mich alle nervt!“ und dann aufgestanden bin und nicht nur die Wohnzimmertür zugeknallt habe, sondern auch die Schlafzimmertür. Jawohl, die Pubertät lässt grüßen. Da wir aber bereits zwei sehr stark pubertierende Räubertochter im Haushalt haben, habe ich mich dann doch dazu entschieden, auf zuraten meines gescheiten Mannes, das ich in Zukunft auf diese Art von Ausbrüchen verzichte und wir alle zusammen versuchen, dass wir mit der Situation anders umgehen. Klappt bisher ganz gut. Die pubertären Töchter tun sich noch schwer damit zueinander freundlich zu sein, aber mir gegenüber gab es seither keine gröberen Anpflaumungen mehr. Und soweit ich das beurteilen kann, hab ich mich auch wieder im Griff.

 

Heute war ich außerdem das erste Mal seit Marlos Geburt wieder im Geburtshaus. Ich hab fast ein bisschen geweint, so schön hat sich das angefühlt. Die Hebammen, mit denen ich das Erstgespräch hatte für den wiedereinstieg dort, haben das auch Gespürt und sich sehr mit mir gefreut. Nach dem Termin dort hab ich mich gefühlt, als hätte ich ne Stunde gekuschelt. Warm und wohlig. Leider ist Vanessa nicht mehr da, die Hebamme, die Marlos Geburt begleitet hat. Aber meine Kontakthebamme Lea ist auch sehr toll und überhaupt habe ich noch keine Hebamme dort kennen gelernt, die ich nicht sympathisch fand. Ich freu mich auf jeden Fall auf die Zeit, die ich dort wieder verbringen werde.

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Politik


Bei dem Thema weiß ich immer gar nicht genau, mit was ich anfangen soll. Da es aber neulich eine sehr hitzige Diskussion in unserem Großfamilienchat zum Thema Kindererziehung in Schulen und Kindergärten gab, nehme ich mich diesem Thema an. Ausschlaggebend für diese Diskussion war dieser Mann:

Dr. Michael Winterhoff 

Man kann sich online jede Menge über ihn anschauen. Hab ich nicht gemacht. Ich habe lediglich einen kleinen Zeitungsartikel über einen seiner Vorträge gelesen und die Diskussion meiner Cousinen, Tanten und meiner Schwägerin mitverfolgt. Da alle sehr unterschiedliche Meinungen zur Kindererziehung haben und diese auch auf unterschiedliche Weise durchführen, hatte ich eigentlich ein ganz gutes Bild auf die Aussagen von Herrn Winterhoff und die Erkenntnis: Alles ist relativ!

Er prangert vor allem das jetzige Schulsystem an, da es chaotisch ist und den Kindern keine Orientierung mehr bietet. Außerdem ruft er eigentlich dazu auf, das wir unsere Kinder wieder strenger erziehen, sonst würden sie irgendwann zu Weicheiern, die das Leben nicht mehr ertragen können.

Ich persönlich muss ihm in einigen Ansichten zustimmen. Und andere lehne ich jedoch ab. Mittlerweile aus eigener Erfahrung. Ich finde auch, dass man Kindern nicht immer alles abnehmen sollte und ihnen bei vielen Sachen klar machen muss, dass es keinen anderen Weg gibt. Und wenn das nichts hilft, dann gibt es eine Bestrafung. Natürlich keine Schläge oder etwas in der Art, aber Marlo ist bei mir jetzt tatsächlich schon mehrmals ohne Vorlesen ins Bett gegangen, weil er sich die Zähne nur unter Protest putzen ließ. Meine Nachbarin sagt, dass nennt man nicht mehr Bestrafen, sondern konsequent sein. Eigentlich ist es aber egal wie man es nennt. Ich habe das Gefühl, wenn ich bestimmte Sachen nicht durchziehe, dann gehe ich unter. Klar, ich kann nicht garantieren, dass ich immer gerecht konsequent handle, und sicher könnten manche Auseinandersetzungen auch anders gehandhabt werden, sicher auch erfolgreich. Ich versuche mich deshalb immer an ein paar wichtige Punkte zu halten:

- Bevor ich durchdrehe, Raum verlassen und Kind sich austoben lassen

- Gewaltfreie Sprache benutzen

- Den Konflikt auflösen und sich danach wieder umarmen

- Konsequent bleiben

 

Bei den Mädchen fällt mir das in letzter Zeit häufig schwer, aber bei Marlo klappt es ganz gut. Er kommt jetzt auch immer, wenn wir streiten und ich den Raum verlasse, nach einer Weile an und sagt, er hat sich jetzt beruhigt. Dann umarmen wir uns und auch wenn ich kein Buch mehr vorlese, weil ich ja konsequent bin, vertragen wir uns wieder. Ich kenne so viel erwachsene Menschen, die gar nicht mit Kritik umgehen können, egal wie gewaltfrei und freundlich man diese formuliert. Warum? Liegt es daran, dass sie nie kritisiert wurden? Ich weiß es nicht genau und ich weiß auch nicht, ob das ein wirklich neues Phänomen ist. Ich weiß nur, dass es micht nervt J

Was hat das eigentlich mit Politik zu tun? Sehr viel. So fühlt es sich zumindest an. Ich glaube, im Moment ist es wirklich so, dass wir uns in einer politisch-erzieherischen Findungsphase befinden. Seit Jahren wird am Schulsystem rumgedoktort und man hat das Gefühl, mit all den guten Vorsätzen, wie Inklusion, freies Arbeiten, Auflösung der direkten Bewertung von Fähigkeiten und und und wird es immer schlimmer. Keiner traut sich mehr zu sagen, was wirklich los ist. Immer werden neue Wörter erfunden oder Krankheitsbilder, die alles entschuldigen. Zu Eltern darf man nicht sagen, dass sie sich besser kümmern müssen, zu Lehrern darf man nicht sagen, dass sie ihren Beruf falsch gewählt haben, zu Kindern darf man nicht sagen, dass sie schlecht sind. Alles wird umschrieben und alle mogeln sich durch. Und alle wissen, dass für unsere vielen tollen neuen Schulkonzepte das Personal fehlt. Wer will denn auch noch Lehrer werden, wenn es überall nur noch Problemkinder und Überbelastung gibt? Seit ich zur Schule gegangen bin schafft es Deutschland nicht, an einem der wichtigsten Schraubstellen unserer Gesellschaft endlich mal anzusetzen und etwas richtig zu machen. Es gibt so viele internationale Beispiele, die man umsetzen kann und ich habe noch nie verstanden, warum wir nicht einfach diese Konzepte kopieren. Wir müssen nicht für alles Vorreiter sein und eigene Erfolgsgeschichten schreiben. Wir können auch einfach aus einer finnischen Erfolgsstory eine ebenso schöne für Deutschland machen.

 

Was auch immer ihr tut, fühlt euch wohl dabei und traut euch, klare Worte zu finden. Klare Worte können nämlich auch freundlich sein und vor allem hilfreich. Ich weiß, nicht jeder kommt damit zurecht, aber ich glaube, dass ist eine Übungssache und wenn man einmal gemerkt hat, dass man durch klare Ansagen mit anschließend lösungsorientierten Gesprächen viel schneller Ziele erreicht oder zufriedener wird, dann fällt es einem leichter. Und nur weil ich das sage, heißt das übrigens nicht, dass mir das immer leicht fällt. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut und Emotionen!