Woche 26-28


Fakten und Fragen

  • Einem Weihnachtsfest mit kleinen Kinder wohnt ein ganz spezieller Zauber inne
  • Ich hab noch nie soviel gesungen in meinem Leben
  • Marlo kann labern wie ein Wasserfall
  • Schwanger sein ist anstrengend
  • Das Kind entwickelt seltsame Ticks
  • Warum muss man ständig die Diskussion mit dem Essen führen – mit allen Kindern?
  • Warum hat man ein schlechtes Gewissen, wenn man die Kinder einfach essen lässt, was sie wollen?
  • Warum hat man Kinder und nicht lieber dreimal im Jahr Urlaub auf den Malediven?
  • Wer hat die Pubertät erfunden?
  • Nützliches :
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Baby


Und schon ist es wieder vorbei, das schöne Weihnachtsfest. Mitsamt der Vorweihnachtszeit. Das Vögelchen hat sich durchgängig ruhig verhalten und körperlich ist bei mir eigentlich auch alles ganz okay. Mein Ischias klemmt immer mal wieder, ich bin sehr Kurzatmig, hab öfter Kopfweh und kann in letzter Zeit immer wieder nur schwer einschlafen. Der Zuckertest ergab glücklicherweise keine größeren Auffälligkeiten. Noch muss ich kein Eisenpräparat nehmen, lediglich Kräuterblut oder Eisen-Saft von Rotbäckchen. Den Eisensaft darf ich nicht zusammen mit Milch einnehmen oder Magnesium. Leider denke ich immer dann an den Saft, wenn ich den Kühlschrank öffne, um mir Milch für den Kaffee raus zu holen. Was dazu führt, dass ich ihn entweder gar nicht nehme oder nur einmal am Tag, statt zweimal am Tag. Mit dem Magnesium ist es noch schlimmer, allerdings scheint der Speicher wieder ganz gut gefüllt zu sein, da ich jetzt schon fast eine Woche keine Krämpfe mehr hatte. Ich esse aber auch sehr viel Joghurt. Am liebsten Stracciatella-Joghurt.

Vor Weihnachten gab es mit Marlo nochmal öfter Situationen, in denen ich nicht genau wusste, wie ich reagieren soll und dann eher falsch reagiert habe als richtig. Er will sich z.B. partout nicht anziehen, rennt zurück in die Wohnung, will noch dies machen und das und treibt mich damit zur Verzweiflung, weil ich meist vollbekleidet dastehe und los will. Nicht nur, dass einem dann die Hormone und der Wintermantel den Schweiß auf die Stirn treiben, nein, das Kind setzt da halt noch einen drauf. Das Ende vom Lied ist dann entweder, dass ich ihn schnappe und in seine Kleider zwinge, natürlich unter Protest, oder ihm androhe, alleine zu gehen, was zum Glück immer noch funktioniert und er dann zwar auch anfängt rumzuweinen und zu schreien, sich aber dennoch anzieht. Mal mehr, mal weniger schnell.

Marlo und ich waren zusammen auf zwei Weihnachtsmärkten. Im Nieselregen. Auf dem ersten, in Zehlendorf-Mitte, gab es eine kleine Eisenbahn, mit der man im Kreis fahren konnte. Da wollte Marlo unbedingt mit und ich hatte Sorge, dass er vielleicht Angst bekommt und wieder aussteigen möchte. Aber mitzufahren ging mit Babybauch nicht, da hätte Marlo nicht mehr dazu gepasst. Also fuhr er todesmutig alleine mit, hatte großen Spaß dabei und ich hab ganz feuchte Augen bekommen, weil mein großer Junge ganz alleine mit dem Zug die große weite Welt bereiste. So kam es mir zumindest vor. Er wäre auch noch 10mal mitgefahren, wenn ich nichts dagegen gehabt hätte, wartend im Regen zu stehen.

Der zweite Weihnachtsmarkt war auch in Zehlendorf, am Mexikoplatz. Ohne Eisenbahn und eigentlich relativ langweilig, weil es kaum Essensstände gab und kein Karussell. Allerdings steht alle 5 Meter ein Gesangsensemble am Wegesrand und singt oder flötet oder spielt Leierkasten. Bei zwei Mädchen zwischen 8 und 10 mussten wir sehr sehr lange stehen bleiben und zuhören, wie sie flöteten und geigten. Die Geigerin hatte ein bisschen mehr geübt als die Flöterin und im Großen und Ganzen konnte man auch jedes Weihnachtslied irgendwann erkennen, aber so toll wie Marlo fand ich die beiden leider nicht. Nützte nix, Marlo wollte nicht weiter. Schließlich konnte ich ihn mit Belgischen Waffeln weg locken, für die wir auch nochmal sehr sehr lange anstehen mussten, weil das dazu abgestellte Personal lahmer als eine Lahmschnecke arbeitete. Das beobachte ich sehr häufig auf Märkten und Straßenfesten in Berlin. Ich muss mich dann immer sehr zusammenreisen, nicht kurz einen strategisch besseren Ablaufplan für das Standpersonal zu definieren um diesen anschließen lauthals kundzutun. Und ich hab selber schon in der Gastro, auf Festivals und an Marktständen gearbeitet. Ich weiß also, wie das auch laufen kann in schnell. Aber da ich nicht für Unmut sorgen möchte und auch nicht weiß, ob die Person, die da vor mir steht vielleicht nicht ordentlich eingelernt wurde, das zum ersten Mal tut oder einfach nur keinen Bock hat, weil sie schlecht bezahlt wird, halte ich mich raus und warte einfach bis ich an der Reihe bin.

Nach dem Verspeisen der Waffel traten wir den Heimweg zu Fuß an, weil Marlo keine Lust auf Fahrrad fahren hatte. Leider hatte er auch gar keine Lust darauf auf das zu hören, was ich zu ihm sagte. Da wir aber an der Hauptstraße lang liefen sah ich es als dringend notwendig an, das er tat was ich sagte. Er wollte in jede Auffahrt, zu jedem Hoftor und in jeden Garten auf dem Weg hineinspazieren. Sammelte Stöcker auf, trabte auf den Fahrradweg, blieb stehen, lief zurück und war auch nicht beeindruckt, nachdem ich ihm erläuterte, das mir kalt war, ich heim wollte, mir der Bauch schwer wurde und ich langsam aber sicher anfing wütend zu werden. Letztendlich stellte ich das Fahrrad ab und fing ihn ein, als er schon wieder zurück laufen wollte. In dem Moment als ich ihn schnappte, war mir bereits klar, dass ich ihn so zappeln nie in den Fahrradsitz bekam, versuchte es dennoch und sah zu, wie das Rad scheppernd umfiel und sich der Inhalt meiner im Fahrradkorb befindlichen Tasche auf dem Gehweg verteilte. Dem ersten Impuls nach, hätte ich Marlo am liebsten einfach hinterhergeworfen. Stattdessen setzte ich ihn sehr energisch auf dem Boden ab und schrie ihn an. Keine Ahnung was ich schrie, ich schimpfte halt irgendwas. In letzter Zeit sage ich öfter, dass ich jetzt keine Lust mehr habe. Eine Frau kam angerannt und wollte wissen, ob sie helfen kann. Ich verneinte und sie lief schnell wieder davon. Vielleicht froh darüber, nicht auch angeschrien zu werden. Marlo beruhigte sich dadurch natürlich noch weniger. Also beschloss ich, die Situation zu verlassen. Ich sammelte meine Sachen ein, solange Marlo ein Stück zurück rannte und heulend an einer Mauer stehen blieb und mich beobachtete. Ich hievte das Fahrrad hoch, schrie ihm zu, dass ich jetzt gehe (wahrscheinlich weil ich keine Lust mehr auf das Theater hatte) und ging tatsächlich, im Vertrauen darauf, dass er mir hinterher kam. Was er glücklicherweise, schreiend und tobend, auch tat, sich beruhigte, als ich anhielt um auf ihn zu warten und sich dann ruhig und gelassen in den Fahrradsitz setzen ließ. Dass er sich von einer Minute auf die andere einfach beruhigen kann und dann für ihn alles wieder gut ist, beeindruckt mich immer. Man ist selber noch auf 180, fragt sich einmal mehr, warum um alles in der Welt man sich für Kinder entschieden hat, und dann, zack, sind die wieder lieb und rufen „Guck mal, ein Müllauto!“, strahlen und wollen, das man sagt „Oh ja, toll, ein Müllauto“.

 

 

Baby

(POLITIK FÄLLT AUS WEGEN ÜBERLÄNGE BABY)


Heilig Abend feierten wir letztendlich zu siebt. Moritz, Marlo, die Räubertöchter, Moritz Räubersohn, meine Schwiegermutter und ich. Die Mädchen gingen mit Marlo und mir in den Familiengottesdienst für Kleinkinder. Dieser wurde von der Pfarrerin geleitet, deren Tochter Marlos Freundin Noa ist. Das war ein ganz süßer Gottesdienst mit Weihnachtsgeschichte und Gesang und einem Sternenkind, das umhertanzte und später kleine Sterne an die Kinder verteilte. Marlo gefiel alles sehr gut und er quatschte munter und laut dazwischen. Was beim Familiengottesdienst, Gott sei Dank, nicht schlimm ist. Alle anderen Kinder lauschten jedoch gespannt. Marlo kommentierte lieber alles. Er machte die Geräusche der Pferde von den Heiligen Drei Königen nach, die mittels Diashow präsentiert wurden, stellte fest, dass neben dem Esel Elias auch noch der Weihnachtsbaum in der Kirche stand und fragte ab und an, warum wir nicht singen.

 

Bei der Bescherung, nachdem uns das Christkind, solange wir einen Spaziergang gemacht hatten, die Geschenke gebracht hatte, wollte Marlo in Minutenabständen wissen, was er als nächstes auspacken kann. Am Ende fanden wir noch ein Geschenk im Baum, das wir fast übersehen hatten. Das enthielt ein Pupskissen und erfreute Marlo sosehr, dass er den Rest des Abends nichts anderes mehr tat als es rumzureichen, damit jeder Mal pupsen konnte.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag kamen dann meine Eltern, die bis zu meinem Geburtstag am 2ten Januar dablieben und wir verbrachten die freien Tage zusammen mit Plätzchen (Gutsle) essen, spazieren gehen, Spa und Mädchen beobachten, die in verrückte pubertäre Zustände verfielen. Darüber könnte man einen eigenen Blog schreiben. Es fällt mir, mit fortschreitender Schwangerschaft, leider auch immer schwerer, zwischen pubertär bedingtem Verhalten zu unterscheiden, dass durch die im Gehirn fehlenden Synapsen einfach nicht anders zu erwarten ist, und zwischen Verhalten, das man durch Gespräche ändern kann. Gespräche und Diskussionen zu führen ist so unglaublich anstrengend und ich danke meinen Eltern immer wieder im Stillen, dass sie das mit mir auch ausgehalten haben. Ständige Diskussionen mit zwei Mädchen einem Kleinkind in Trotzphase zehren glaube ich generell an den Nerven. Wenn man sich dann auch noch immer weniger bewegen kann, kurzatmig und voller unterschiedlicher Hormone ist … ach ich sags euch … ich denke in letzter Zeit wieder viel an eine spontane Reise nach New York oder daran, wie alles hätte anders kommen können, wenn ich einfach Single geblieben wäre. Dann würde ich vermutlich in New York im Park sitzen und voller Neid auf die Mamas mit Kinderwagen gucken, die da vergnügt spazieren gehen und glücklich aussehen.

Ich bin jetzt in Woche 28, treffe mich nachher mit der Wochenbetthebamme, die ich schon bei Marlo hatte und bin erstaunt darüber, wie sehr einen ein schwangerer Körper einschränkt. Zwei Kilometer am Stück zu laufen ist für mich extrem anstrengend, der Bauch drückt nach unten und wird bei zu viel Anstrengung hart, die Hüfte tut dauernd irgendwo anders weh, ich bekomme nachts schwer Luft, brauche gefühlte 10 Minuten um mich von der einen Seite auf die andere zu drehen, langsam setzt die Phase mit dem Sodbrennen ein und statt nachts einfach zu schlafen, gehen einem tausend Gedanken durch den Kopf, die ständig von neuem bis zum Ende durchgedacht werden wollen. Seit neuestem macht sich in mir das Gefühl breit, dass Mina viel zu früh raus kommen wird, weil ihr das im Bauch auch zu anstrengend wird. Dabei turnt die ja noch den ganzen Tag vergnügt umher. Im Moment fährt sie mit ihren Gliedmaßen immer wieder vorne mittig über dieselbe Stelle und es fühlt sich ein bisschen so an, als würde sie dabei … ich weiß auch nicht genau, wie man das Beschreiben kann. Als würde sie den Mutterkuchen mit einem Nudelholz ausrollen. Im Moment hat sie Schluckauf. Das kann man am regelmäßigen pochen erkennen. Finde ich ganz witzig.

Morgen geht Woche 28 mit der ersten offiziellen Vorsorgeuntersuchung im Geburtshaus zu Ende und nach dem Wochenende geht’s dann wieder zur Arbeit. Ich weiß gar nicht, wie ich das körperlich schaffen soll, aber schließlich muss noch ein bisschen Kohle aufs Konto. Ab 12.Februar beginnt der Mutterschutz und ich versuche, mich bis dahin zu beherrschen, nicht alles umzuräumen. Also Mina-fit zu machen. Klamotten aus den Kartons holen, Babybett aufzustellen, Milchpumpe, Spielsachen und Schnuller bereit zu legen. Am liebsten würde ich auch schon alle Anträge wegschicken, was ohne Geburtsurkunde natürlich nicht geht. Ich kann die meisten vorab ausfüllen. Das muss reichen.

 

In diesem Sinne, lasst es Euch gut gehen, genießt die feiertagsfreie Zeit, genießt Eure Zeit mit Kindern, genießt die Zeit ohne Kinder und denkt immer daran, dass sich alles auch immer wieder verändert, was das Leben nachhaltig spannend macht!

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Caro (Donnerstag, 04 Januar 2018 13:40)

    Marlo ist so witzig... :)
    Mir gefällt die Geschichte während des Gottesdienst sehr gut.
    So ein fröhlicher und glücklicher kleiner Mann. Da musste ich laut Lachen.
    Allgemein gefällt mir dein Schreibstil sehr gut, ich finde dich so witzig und kann mich in viele Situationen zurück versetzen, herzlichen Dank.

    Wir sind hier in der Pupertierphase, sprich die erweiterte Trotzphase, a Traum.

    Mach weiter so, Marlo und Mina sind hervorragende Musen für dich... und New York wird für dich kommen. Ich bin mir sicher... �

  • #2

    Kati (Samstag, 06 Januar 2018 12:37)

    Hey Madeleine,
    Kennsch mi noch, die Kati aus der Berufsschule �

    Ich habe nun auch endlich den Weg hierher gefunden und alles in Ruhe nachgelesen. Ich finde Deine Berichte sehr erfrischend. Kann mir das alles sehr gut vorstellen, wie es bei Euch läuft!

    Ich kann noch nicht richtig mitreden, aber Emil gibt mir teilweise auch schon Trotz Kostproben mit seinen 14 Monaten...

    Jetzt wünsche ich Dir erstmal alles Liebe im neuen Jahr, noch nachträglich alles Gute zum Geburtstag und mit Mina eine weitere möglichst unkomplizierte Schwangerschaft!
    Liebe Grüße aus dem Ländle!