Woche 31-32


Fakten

  • Mutterschutz ist herrlich
  • Bisher weniger Gewichtszunahme als in Schwangerschaft 1
  • Mina liegt richtig und wiegt 1900 gr
  • Ich muss jetzt nicht mehr arbeiten
  • Dieses Sodbrennen verdirbt einem den Spaß
  • Schwangerschaftsyoga, ich komme!
  • Jede Frau erlebt ihre Schwangerschaft anders
  • Wir teilen irgendwie alle dasselbe Schicksal
  • Marlo bringt mir jetzt immer meine Hausschuhe
  • Ich lasse die anderen die Sachen aufheben, die ich runter werfe
  • Meine Frauenärztin ist toll
  • Das Geburtshaus ist toll
  • Mina ist toll


Baby

Heute ist ein toller Tag. Die Sonne scheint, ich habe meiner ungeborenen Tochter eine halbe Stunde lang zugehört, wie sie ihr Herz schlagen lässt und hab ihr danach zugesehen, wie sie an ihrer Hand nuckelt. 1900 gr wiegt sie ungefähr, hat sich in die richtige Geburtsposition begeben und verhält sich auch sonst vorbildlich. Die kleine Prinzessin! Außerdem ist das mein erster freier Babypausen-Tag. Boah, wie habe ich mich die letzten anstrengenden Wochen auf diesen Tag gefreut? Der Weg zur Arbeit ist einfach echt weit und 6 Stunden aufrecht auf einem Stuhl sitzen wurde langsam grenzwertig. Marlo habe ich die letzten drei Tage mit dem Bus zur Tagesmutter gebracht. Er fand das super, aber die viele Lauferei finde ich echt beschwerlich. Ich bewege mich im Tempo einer Schildkröte fort. Für den Weg zur Arbeit, mit vorherigem abliefern von Marlo bei der Tagesmutter, habe ich 2 Stunden benötigt. Zum Abschied habe ich einen super aufwändigen Kuchen gebacken, was ich noch am Abend bereut habe, weil ich dachte, mein Rücken zerspringt vom in der Küche rumstehen. Mein Abschiedsgeschenk bestand aus einem Strauß Blumen, 4 Weingläsern und einer Flasche Weißwein. Alles tiptop-hochwertig. Aber irgendwie auch lustig unpassend. Zum Glück wird Wein ja besser mit der Zeit.

War heute Nacht Vollmond? Meine Träume waren sehr schwer und voller Sorgen. Marlo wurde um halb 1 wach und hat dann bei uns geschlafen. Er hat mich mehrmals geweckt, weil er im Traum gewimmert und geredet hat. Der Plan war eigentlich, demnächst das Kinderbett bei uns abzubauen, um ihm klar zu machen, dass er jetzt ein großer Junge ist, der immer in seinem Zimmer schlafen muss. Dort schläft er auch immer ein aber seit wir den Beschluss gefasst haben, kommt er öfters morgen oder nachts zu uns. Jetzt muss man sich überlegen, ob man das Bett doch noch nicht abbaut und das tatsächlich erst macht, wenn Mina da ist. Allerdings wird sie ihm dann ja vermutlich erstmal negativ auffallen, weil dann ist wirklich klar, dass er nicht mehr rüber kommen kann, wenn er nachts oder früh wach wird. Das müssen wir nochmal durchdenken.

Letzte Woche war ich zum ersten Mal beim Geburtsvorbereitungskurs für Mütter. Also da dürfen nur Frauen mitmachen, die schon Kinder haben. Was ich sehr erstaunlich fand war, dass fast alle 12 Frauen schon bei der ersten Geburt eine schnelle Geburt hatten. Gibt es da einen Trend? Liegt das an irgendwelchen Umwelteinflüssen? Jedenfalls haben wir alle das Gefühl, beim zweiten wird es noch schneller gehen. Es gibt aber auch zwei Mütter, die ihr drittes Kind bekommen und da ging es nicht sonderlich schneller, als bei ihrem ersten Kind. Glaube ich. Ich erinnere mich aber auch nicht mehr ganz. Die Hebamme sagt, die zweite Geburt fängt mit harmloseren Wehen an und dann gibt es aber eine Phase, da denkt man, so schlimm war es beim ersten Mal aber nicht und hat das Gefühl jetzt geht nichts mehr. Sie sagt, dass ist der Moment, wo wir uns drauf verlassen können, dass es bald vorbei ist.

Letztes Mal habe ich noch gesagt, dass ich überhaupt keine Angst habe vor der zweiten Geburt, weil Marlos Geburt so Bilderbuchmäßig ablief. Aber so langsam werde ich doch nervös. Zum einen, weil ich mir Sorgen um Marlo mache, weil es noch keinen richtigen Plan für ihn gibt. Meine Schwiegermutter wird nächste Woche an der Hüfte operiert und ist bis zu Minas Geburt vermutlich nicht wieder fit bzw. aus der Reha zurück. Die Tagesmutter, zu der wir ihn bringen könnten ist vielleicht in den Osterferien und arg viel mehr Optionen gibt es nicht. Dann ist ja auch die Frage, wenn es nachts losgeht, wie Marlo da drauf ist, wenn man ihn aus dem Schlaf holt und umquartiert. Und seine Mama nebenher Wehen weg atmet. Das wird auf jeden Fall unentspannter als ohne Marlo. Und dann fallen mir halt doch auch wieder die Geburtsverletzungen ein und ich erinnere mich daran, dass man in der Endphase echt Schmerzen hat. Ich weiß nicht mehr, wie die sich anfühlen, aber ich weiß, dass man weiß, dass man was heftigeres noch nicht erlebt hat.

Auf der anderen Seite freue ich mich sosehr auf dieses kleine Wesen. Und auf dieses glückliche selige Gefühl, wenn ich sie zum ersten Mal auf meiner Haut spüren und anschauen kann. Da bekomm ich direkt feuchte Augen!

Morgen habe ich wieder Geburtsvorbereitungskurs und am Samstag unternehme ich meinen letzten Ausflug vor Minas Geburt in den Süden, zu meinen Eltern. Sonntag machen wir Großfamilienkaffee. Darauf freue ich mich. Ich bin schon manchmal traurig, dass ich mit Marlo nicht öfter einfach kurz zur Oma oder mich mit meinen Freundinnen und Cousinen treffen kann, die auch Kinder in Marlos Alter haben. Ich habe in Berlin mittlerweile auch einen kinderreichen Freundeskreis, aber Familie und alte Freunde sind einfach mit nichts zu vergleichen! Umso mehr freue ich mich, dass ich bei den letzten Besuchen immer so viele sehen konnte und wir einen Kaffeeklatsch veranstaltet haben.

 

Dann werde ich wohl noch ein paar Mal ins Yoga gehen und vielleicht schwimmen. Ich werde viel lesen und häkeln und hoffentlich auch schreiben. Und dann dauert es ja auch nicht mehr lang, bis die kleine Mina da ist.

Politk

Die Politikspalte muss heute wieder weitesgehend leer bleiben. Ich muss mich jetzt hinlegen. Diese Nacht war irgendwie doch hart und nachher will ich Marlo abholen und mit ihm einkaufen gehen. Im Moment laufen Koalitionsverhandlungen mit der SPD und es redet schon wieder keiner über die Entlastung von Familien oder Mietpreisen. Plötzlich wurde das Thema Krankenkasse und Krankenversicherung auf den Plan gerufen und was mit den Flüchtlingen und deren Familien passiert ist auch noch im Fokus. Aber der Rest, so hört es sich an, ist nebensächlich und unwichtig. Obwohl kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo über die Mittelschicht gesprochen wird, die sich immer weniger leisten kann, vor allem, wenn sie Kinder haben. Ich muss doch noch in die Politik gehen, obwohl es mir bei dem Gedanken graut, diesen ganzen stumpfen Menschen dort, die keine Ahnung von einem normalen Patchwork-Leben haben, klar zu machen, was die durchschnittlichen Deutschen eigentlich wirklich entlastet.


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