Woche 38

Ich hätte es nicht gedacht, aber ich habe es heute (Dienstag) doch nochmal schwanger zum Frauenarzt geschafft. Eigentlich dachte ich am Freitag bereits, es geht los, weil ich da regelmäßige Vorwehen hatte, aber nix. Pustekuchen.

Die Rufbereitschaft im Geburtshaus war aber sehr freundlich und meinte, alles klingt toll und wir haben ja noch Zeit und ich soll mich ausruhen und die Wehen schön kommen lassen. Jetzt kommen und gehen die Wehen seit Tagen in aller Ruhe. Zum Glück tun sie meistens nicht weh.

Badewannentest hab ich jetzt auch schon zweimal gemacht. Da guckt man dann, ob die Wehen abnehmen oder zunehmen. In unserer Badewanne fühl ich mich mittlerweile leider wie eine Ölsardine und jedes Mal gingen die Wehen vom Baden komplett weg. Und dann kommen sie wieder. Der Bauch wird total hart, also so richtig, und jede Bewegung fällt noch schwerer. Bücken vor allem. Was leider gar nicht mit dem Phänomen zusammenpasst, dass mir alles runterfällt.

Neulich habe ich die Dose mit der Müslimischung geschüttelt und vergessen, dass der Deckel locker sitzt. Was mir sonst nie passiert. Die halbe Küche war danach mehrere Tage mit Müsli eingestreut. Vorhin hab ich die Bananen in die Obstschale gelegt, aber so blöd auf die Kante, dass sie nicht nur aus der Schale, sondern auch noch vom Tisch und in die Katzentrinkschüssel gefallen sind. Gestern habe ich eine Keksdose vom Schrank geholt, auf der eine andere Dose stand. Die ist natürlich runtergefallen und ins Trockenfutter der Katze. Jetzt liegt auf der einen Seite vom Küchentische ein See und auf der anderen überall Futter. Super. Und so geht das ständig.

Im Moment schlafe ich permanent auf einem Handtuch und trage überall dicke Einlagen mit mir herum, weil ich jeden Augenblick damit rechne, dass die Fruchtblase platzt. Das wäre mein Wunschszenario. Wie bei Marlo. Die Fruchtblase platzt, man weiß also sofort Bescheid, dass es losgeht. Kann sich relativ entspannt um alles kümmern und zum Geburtsort anreisen. Da gehen die Wehen los, die Hebamme lässt das Wasser in die Wanne (die sehr große, komfortable Wanne, in der das Wasser nie kalt wird), ich gleite hinein und das Kind kommt. Zack fertig.

Das Ende der Schwangerschaft ist übrigens sehr clever von der Natur eingerichtet. Man macht sich permanent Sorgen und Gedanken zu der Geburt, aber am Schluss ist einem echt alles egal, Hauptsache das Kind kommt endlich raus. Die wenigen Stunden im Leben, die man mit diesen Schmerzen verbringt sind am Ende dann ja eh wieder vergessen.

Am Freitag hatte ich ein richtiges Hochgefühl, als ich dachte, es geht los. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich einen Hormoncocktail ausgeschüttet hatte, aber ich habe mich auch einfach echt darauf gefreut, die kleine Mina endlich kennen zu lernen und im Arm zu halten. Auch auf die Geburt freu ich mich irgendwie, weil das so ein intensives und krasses Erlebnis ist und einem so ein unfassbares Selbstbewusstsein vermittelt, wenn man das geschafft hat. Und dann kommen wieder die Momente, in denen ich mir wünsche, das ich morgens im Familien-WhatsApp-Chat ein Bild von mir mit einem kleinen rosa Baby im Arm sehe, in der steht, das die kleine Mina endlich auf die Welt kam und es allen gut geht. Dann drehe ich mich um, sie liegt in ihrem Bettchen und die Geburt lief quasi ohne mich, weil es jemand anderes für mich erledigt hat!

Da ich teilweise nicht sehr tief schlafe, weil mir nach einer Weile immer irgendwas weh tut und ich mich anders hinlegen muss, habe ich auch verrückte Träume. Die haben meistens nichts mit dem Kind zu tun und oft erinnere ich mich auch nicht, aber dass sie seltsam waren weiß ich dann noch.

Beim Termin heute haben wir nochmal einen Ultraschall gemacht. Da der Kopf nach wie vor sehr tief liegt, konnten wir den Umfang nicht messen. Aus den anderen Messungen ergab sich ein ungefähres Gewicht von 3.500-3.700 Gramm. Und ich hab mich lange mit der Ärztin über Schwangerschaft, Kinder, Sternzeichen und Möglichkeiten unterhalten, wie man das Kind ein bisschen anstupsen kann. Himbeerblätter, Zimt, Treppen steigen, scharfes Essen, Geschlechtsverkehr und so. Von anderer Stelle wurde mir noch ein Glas Sekt empfohlen. Meinen zimtigen Chai Latte trinke ich schon seit mehreren Wochen jeden Morgen, anstelle von Kaffee. Auf den hab ich gar keine Lust mehr. Der macht mich total schlapp. Ich finde Sekt und Sex klingt gut. Das Thema wollte ich ohnehin auch mal ansprechen und habs dann nie getan, oder? Sex während der Schwangerschaft. Vielen Menschen scheint das sehr absurd vorzukommen. Aber ich glaube, würde man 10 Monate sowohl auf Alkohol verzichten müssen als auch auf Sex, da dreht man dann doch durch!! Natürlich verändert sich das, weil man körperlich eingeschränkt ist oder müde und zwischendurch ist überhaupt nicht dran zu denken, wie eigentlich auch jetzt, so im Endstadium, aber ich hoffe, die meisten Paare verzichten während der Schwangerschaft nicht komplett darauf!

Morgen ist der erste Widder. Heute wäre noch Fisch. Anouk und Lila sind beide Fische. Und so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Anouk ist total der Fisch. Lila irgendwie gar nicht. Heute während des CTG’s habe ich mich tatsächlich zum ersten Mal mit den Sternzeichen beschäftigt. Ich kann verstehen, dass man lieber ein Widder wird als ein Fisch in dieser Welt. Fische tragen so einen Weltschmerz in sich. Widder dagegen boxen sich durch. Die fackeln nicht lange. Die machen halt. Sie sind streitlustig und nicht so schmusig, sagt die Frauenärztin. Die hat so ein Exemplar zuhause. Aber das Kuschelige macht dann ja der kleine Krebs Marlo wieder wett. Die Eigenschaften vom Widder klingen aus Elternsicht tatsächlich anstrengend, aber wenn man seinem Kind ein Paket mit Dingen, die es für die Welt benötigt, packen würde, dann wäre ganz schön viel von dem dabei, dass ein Widder anscheinend mit sich bringt. Die machen einfach irgendwie ihr Ding und Ziehens durch. Also muss ich mit Sekt und Sex wohl noch bis morgen warten.