Woche 39-40


Fakten

  • Ich bin jetzt in Woche 40+5
  • Ich bin frustriert
  • Ich kann irgendwie nicht glauben, dass ich in Woche 40 bin
  • Ich hätte nie gedacht, dass ich das zweite Kind übertrage
  • Morgen ist Ostern!!
  • Die Hebammen sind entspannt
  • Die Frauenärztin hätte auch nicht gedacht, dass es soweit kommt
  • Alle sind sehr nett und reden mir gut zu
  • Zwischendurch kann ich mich mit der Situation abfinden
  • Ich hab jetzt noch ein paar schöne Marlo-Mama-Tage gehabt
  • Ich hab jetzt noch ein paar anstengende Marlo-Mama-Tage gehabt
  • Ich hab mir selbst eine Grube gegraben
  • Ich glaube, der Termin ist falsch berechnet!
  • Fruchtwasser ist noch genug da
  • Herztöne sind einwandfrei
  • Vorwehen können offensichtlich auch schon über 2 Wochen vor der Geburt auftreten
  • Vorwehen nerven
  • Ich bin immer noch schwanger


Das Baby

Am heutigen Tag bin ich, laut nachgebesserter Berechnung, in Woche 40+5. Morgen ist der 1.April. Ostersonntag! Mina wirft alle Pläne, Berechnungen und Erwartungen über den Haufen. Wenn Sie nicht morgen kommt, wirft sie auch meine Wochenbettbetreuung über den Haufen. Moritz hat die ersten zwei Wochen Urlaub und meine Mutter wollte dann in Woche drei kommen. Allerdings haben wir nicht mit einer so späten Niederkunft gerechnet und jetzt fällt das womöglich ins Wasser, weil das Leben der anderen weitergeht und es tatsächlich auch Termine und Arbeit und solche Dinge beinhaltet.

Sowas kennt die kleine Mina aber leider noch nicht. Und was ich mir da die ganze Zeit eingebildet habe, nämlich dass sie weit vor Termin kommt, ist ihr ziemlich Schnuppe. Anscheinend findet sie es gemütlich in mir. Ihr Fruchtwasser ist noch reichlich vorhanden, ihre Herztöne sind einwandfrei. Ich muss jetzt alle zwei Tage zum CTG. Was ziemlich nervig ist, weil ich weder zum Arzt hinlaufen kann, noch mit den Öffentlichen dorthin kann, weil ich das von den Wegen her einfach nicht mehr schaffe. Mina liegt seit über 4 Wochen so tief im Becken, dass sie mir nicht nur meinen Darm abklemmt, was einige negative Begleiterscheinungen nach sich zieht, sie klemmt damit auch regelmäßig irgendwelche Nervenstränge an meinen Beinen ab, was beim Gehen schmerzhaft ist. Außerdem wird mein Bauch sofort hart, wenn ich zu lange rumlaufe. Das schränkt meine Beweglichkeit noch mehr ein. Dann sind momentan ja auch Osterferien und Marlo hat keine Tagesbetreuung, d.h., ich muss ihn überall mit hinnehmen. Deswegen fahre ich mit dem Auto, obwohl ich Autofahren in meinem Zustand auch längst nicht mehr cool finde. Zum Glück konnte mich gestern Moritz fahren und an Ostermontag kann er das auch nochmal, aber wenn ich dann immer noch schwanger bin, muss ich mit Marlo zusammen wieder allein Auto fahren.

 

Das Gute ist, dass ich mit Marlo noch ein paar ganz intensive Tage zu zweit haben kann. Die sind schön und anstrengend zugleich, weil das Kind allerliebst und supertrotzig zugleich ist. Bei den CTG-Terminen hat er sich bisher vorbildlich verhalten, geduldig gewartet und lieb gespielt oder sich was vorlesen lassen. Beim Frauenarzt (meine Ärztin hat mich mit den Worten „Im Ernst, Frau Hampel?!“ begrüßt, weil wir beide davon überzeugt waren, uns nicht mehr vor der Geburt zu sehen) hatte er dauernd Angst, dass er gestochen wird, also geimpft wird. Obwohl ich ihm gefühlt 50mal erklärt habe, das wir nicht beim Kinderarzt sind, sondern beim Mamaarzt. Wir haben unsere Nachbarin und ihren Sohn besucht, sind am Heidehof auf den Spielplatz, waren mit Freunden auf dem Schaubauernhof in der Nähe oder waren zu zweit Frühstücken. Zwischendurch führen wir nur leider auch ätzende Streits, weil Marlo sich nicht selbst anziehen will, sein Essen nicht mag, auf dem iPad spielen will, irgendwas was ich bereits erledigt habe selbst machen wollte, irgendwas was er erledigen sollte, ich machen soll, ich alleine aufs Klo gehen will, er Zähne putzen muss, er Mittagschlaf machen muss, usw. Der Katalog an Dingen, die seine innere Bombe zünden ist dick, sehr dick. Und Tatsache ist, dass Kinder in dem Alter nun mal so sind. Meistens lasse ich ihn eine Weile schreien, bis er sich wieder beruhigt hat und denke dabei immer, dass ich mich nicht wundere, das Mina bei dem Geschrei lieber noch nicht raus kommt. Obwohl die Hebamme sagt, das Babys es ja toll finden, wenn es laut ist. Aber oft beruhigt sich das Kind in letzter Zeit nicht mehr so von alleine und man muss sich irgendwann selbst zusammen reißen und entscheiden, welche erzieherische Maßnahme man nun ergreift. Die einfache, aber wenig sinnvolle oder die anstrengende und nachhaltig effektive? Ihr könnt euch vorstellen, dass einem das in einem 40+ Zustand nicht immer einfach fällt zu entscheiden und ich dabei oft einknicke und vermutlich falsch entscheide.

 

Im Großen und Ganzen bin ich jedoch ziemlich zufrieden mit Marlo und wie er so drauf ist. Er schläft zu 95% nachts bis ca. 7 Uhr durch und zwar in seinem Zimmer und seinem Bett. Ich glaube, das ist Gold wert und sehr sehr viele Eltern beneiden uns dafür. Seinen Mittagsschlaf macht er normalerweise immer mit Moritz oder mir zusammen in unserem Bett im Schlafzimmer. Heute konnten wir ihn zum erstem Mal dazu überreden, den Mittagsschlaf auch in seinem Zimmer zu machen und mussten dafür überhaupt nicht lange rum diskutieren. Wenn Mina da ist klappt das mit dem Mittagsschlaf bei uns im Bett schließlich nicht mehr so gut.

 

Am allermeisten macht mir aber wirklich zu schaffen, dass ich selbst so überzeugt davon war, das Mina früher kommt und das  nun überhaupt nicht eintritt. Ich war schon zweimal im Geburtshaus beim CTG, während im Nebenzimmer eine Frau laut schreiend ihr Kind gebar, und wurde dabei fast grün vor Neid. Es sind nicht nur die ganzen Beschwerden und die Termine und Sorgen, die sich Anhäufen gegen Ende der Schwangerschaft, ich will auch endlich mein Baby im Arm halten. Ich will sie anschauen und Stillen und ihr zuhören und wissen, wie sie so ist. Ich will wissen, wie sie aussieht, wie sie sich in den ersten Tagen und Wochen schlägt, wie ihre Geschwister auf sie reagieren. Ich will wissen, ob sie schon viele Haare hat oder nicht, ob sie groß ist oder klein, dick oder dünn.

 

ICH.WILL.MEIN.BABY.

 

Aber sie kommt nicht raus. Marlo klopft auch jeden Tag an und fragt, wann sie kommt. Wenn ich morgens aufwache denke ich „Mist, immer noch schwanger“. Und ich glaube, wenn ich nicht so sehr davon überzeugt gewesen wäre, dass sie früher kommt, und auch nicht schon seit über zwei Wochen regelmäßig Vorwehen hätte, wäre ich vielleicht gar nicht so frustriert darüber. Tatsächlich ist es so, dass der Termin womöglich falsch berechnet wurde und der Stichtag sowieso erst am 2.April ist. Es gab am Anfang meiner Schwangerschaft nämlich einige unglücklichen Verkettungen, die bewirkten, dass ich nicht genau wusste, wann ich zuletzt meine Periode hatte.

Meinen Zyklus habe ich in einer App festgehalten auf dem Smartphone. In der Zeit, als Mina gezeugt wurde, hatte ich die App aber nicht auf dem Handy installiert, da ich ein Neues bekommen hatte und noch nicht alles übertragen und neu installiert hatte. Also fehlen mir ca. 8 Wochen, in denen ich nicht genau bestimmen konnte, wann und wie lange ich meine Tage hatte. Und wann ich fruchtbar war, weswegen sich Mina ja überhaupt erst dazwischen mogeln konnte. Offiziell war sie erst für den Sommer geplant. Das hatte jedenfalls zur Folge, dass mein geschätzter Zyklus von der damaligen Frauenärztin angezweifelt wurde, da Mina, ich glaube in Woche 6-8 eine Größe hatte, die auf einen anderen Termin schließen ließ, nämlich den 26.03.. Zwischenzeitlich habe ich dann die Frauenärztin gewechselt (ein Glück, so eine lustige und tolle Frauenärztin hatte ich nämlich noch nie. Sie nimmt sich einfach immer Zeit und kann viele Erfahrungen mit mir teilen, weil sie selbst zwei Kinder hat. Und dazugehörige Großeltern und Geschwister, etc. Wir müssen auf jeden Fall viel zusammen lachen, Danke dafür!) was aber auch dazu geführt hat, dass wir den Termin nie wieder nochmals überprüft haben. Ist allerdings ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr möglich. Vielleicht ist Mina einfach zu dem neu berechneten Zeitpunkt überdurchschnittlich groß gewesen und doch noch nicht eine Woche weiter. Das hieße, ich habe sie noch gar nicht übertragen, sondern bin erst in Woche 39+5. Ich finde, auch dann könnte Mina jetzt mal kommen, aber da Kinder ja ihren eigenen Willen haben, bleibt mir nichts anderes übrig als zu warten. Und langsam habe ich auch keine Lust mehr, Dinge auszuprobieren, die Wehen herbeiführen könnten. Ich hab jetzt auch eigentlich alles durch. Scharf essen, Sekt trinken, Geschlechtsverkehr, Treppen laufen, viel rumlaufen, Himbeerblättertee trinken, Uterus-Öl-Bauchmassage, hüpfen, Brustwarzenstimulation, Kontakt zu Mina aufnehmen … puh. Gestern habe ich die Hebamme gefragt, ob die ganzen Maßnahmen überhaupt was bringen oder eigentlich nur eine Beschäftigungsmaßnahme für die Mutter sind. Und im Prinzip ist es so, dass diese „sanften“ Maßnahmen nur etwas bringen, wenn der Körper Geburtsbereit ist, also in einem Zeitraum, 24 Stunden bevor es sowieso so weit wäre.

 

Meine Angst, nicht mehr ins Geburtshaus zu können, weil es nach hinten raus ja immer das Risiko gibt, das das Fruchtwasser grün ist oder man einfach 14 Tage überträgt, konnte sie mir ein wenig nehmen. Fruchtwasser ist nicht per se grün, sobald man über den Termin kommt und bevor ich 2 Wochen übertrage, können die Hebamme noch andere Maßnahmen ergreifen, wie Eipollösung oder Rizinuscocktail. Und der Cocktail, den ich absolut überhaupt nicht nehmen möchte, wirkt eigentlich meistens. Vermutlich muss ich davon kotzen und bekomme Durchfall und Magenkrämpfe. Aber ich bekomme auch Wehen und muss nicht ins Krankenhaus.

 

Vielleicht kommt Mina aber auch morgen. An Ostern. Dem 1.April. Ich meine, wir erinnern uns an das Stofftier, dass ich Mina gehäkelt habe: Einen Hasen. Und der Kosename meiner Eltern für mich ist „Häsle“. Und von meiner Schwiegermutter hat Mina ein Kopfkissen mit einem Hasen drauf geschenkt bekommen. Wir hangeln uns seit mehreren Wochen von Terminvermutung zu Terminvermutung. Angefangen damit, das Mina den Geburtstag von Anouk abgewartet hat, dann Anouks Hockey-Endrunde, dann wollte sie vielleicht lieber Widder werden statt Fisch, dann hat sie auf den Frühlingsanfang gewartet, dann wollte sie vielleicht am selben Tag wie meine Trauzeugin kommen, dann hat sie auf den Wetterumschwung gewartet. Aber in Wirklichkeit ist sie vielleicht ein Osterhase. Morgen wäre ein wirklich cooles Datum. Auch noch Sonntagskind. Wenn man drüber nachdenkt, klingt es logisch. Wie all die anderen Termine auch.

 

Wir werden es bald wissen. Bis dahin baue ich mit Marlo jetzt gleich noch eine Höhle und färbe noch ein paar Ostereier. Ich hoffe, ich kann euch Mina bald vorstellen und wünsche euch allerliebste Ostern! Außerdem danke ich an dieser Stelle für die vielen lieben Worte von Euch, die mich ermutigen und mir helfen, die Zeit zu überstehen ohne allzu ungeduldig zu werden. Danke! 


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