Mein Resturlaub sollte ja Ende der Woche 31 starten. Ich hab mich drauf gefreut. Sehr gefreut. Sosehr gefreut, das ich überheblich geworden bin und es meinen Arbeitskollegen bei jeder Gelegenheit unter die Nase gerieben hab. "Ich mach bald Yoga am morgen, ich hab nur noch 8 Tage, is mir egal, ich hab bald nur noch 5 Tage, usw." Und dann zack, Routine-Frauenarzttermin, Diagnose verkürzter Muttermund und deshalb Krankschreibung wegen drohender Frühgeburt, Bettruhe, nichts Schweres heben (was man ja eh schon nicht darf), und nicht viel rumlaufen ... keine Spaziergänge über 2 Kilometer. 2 Kilometer!! Das ist ein Witz. Damit komme ich noch nicht einmal bis zum Edeka und zurück. Ach und Sex kann ich auch vergessen ... und das alles mindestens bis zum Ende der 34 Woche, wenn es mir nichts ausmacht, im Krankenhaus zu gebären. Fürs Geburtshaus müsste ich bis Woche 38 durchhalten.
Und was ist mit den Kurztrips ins Wendland und nach Stuttgart, die ich noch machen wollte? Was mit den Gartenarbeiten, die noch ausstehen für den Start in den Sommer? Was mit der ganzen Babyausstattung die noch besorgt werden muss, denn Treffen zur Mittagspause und zum Eisessen mit den Kollegen, Yoga am Morgen, was mit dem Team-Event, bei dem ich allen Tschüß bis nächstes Jahr sagen wollte?
Ja. Pustekuchen. Erst mal nichts. Erst mal bin ich heim und hab 2 Tage geheult. Und pankikartige Online-Shoppingtouren bei Babymarkt, Amazon, Ingeborg Stadlmeier, ebay usw. gemacht. Falls Toni morgen kommt: Es ist jetzt alles da! Dann hab ich den Tee mit Ingwer, Zimt und Himbeerblätter aussortiert. Außerdem doch Magnesiumtabletten eingeworfen. Hat der Arzt verschrieben. Morgens und Abends. Dazwischen Eisentabletten. Ich komme mir vor wie eine alte Frau.
Nach 3 Tagen war ich übrigens wieder ein bisschen heiterer. Da hatte ich mich mit der Situation abgefunden. Nützt ja nix. Würde Toni jetzt kommen, wäre er zwar groß genug und könnte auch schon alleine Atmen und alles, aber er müsste vermutlich noch eine Weile in den Brutkasten und für sein Immunsystem wäre es auch noch nicht so toll. Auch wenn schon allein der Gedanke daran weh tut, wünsch ich mir natürlich trotzdem, das er dick und kräftig in die Welt kommt. Und mit Hebammen im Geburtshaus. Nicht in einem Krankenhaus.
Beim ersten Frauenarzttermin nach der Diagnose habe ich mich schon vorab darauf eingestellt, dass der Muttermund vermutlich nicht wieder auf komfortable 40 mm gewachsen ist. Und so ist es auch. Wir sind weiterhin bei 25 mm ... mit Druck bei 23 mm. Ab 10-15 mm geht es ab ins Krankenhaus. Also weier still halten. Magnesium nur noch einmal am Tag, Eisen einmal am Tag und dann habe ich noch kleine kugelige Tabletten bekommen, die sich Frauen in den Wechseljahren normalerweise oral einführen. Davon darf ich jetzt auch welche nehmen, morgens und abends. Aber nicht oral! Ich sags euch, das macht alles echt kein Spaß. Das Gute ist, die Sonne scheint die meiste Zeit. Den Trip ins Wendland werde ich jetzt leider nicht machen. Und die Hochzeit von Freunden habe ich auch nur für 2 Stunden besucht. Weil mein Bauch dabei permanent hart blieb (Vorwehen, nicht so gut bei der Diagnose) und ich mich dort leider nicht so entspannen konnte, dass das aufhört.
Das frustrierende ist, so einen Muttermund kann man ja selber nicht beeinflussen. Bei den anderen Sachen, die ich hatte, da konnte ich irgendwie mit umgehen. Also bei Müdigkeit mich kurz hinlegen, Fressattacken mit Obst im Zaum halten, bei Rückenschmerzen die Zähne zusammenbeißen ... aber der Muttermund, der lässt sich jetzt halt nicht mehr in die Länge ziehen.
Moritz muss da leider auch durch. Zum einen muss der jetzt neben seiner 40-Stunden-Woche auch noch den Haushalt fast komplett alleine machen, einkaufen und an schlechten Tagen, an denen mein Bauch viel zu viel hart ist und das Gewicht von Toni mit allem drum und dran so doll aufs Schambein drückt, das Stehen sehr unangenehm ist, kochen und mir alles ans Sofa tragen, was ich zuvor vergessen habe dort zu bunkern. Mit den Mädchen alleine ins Wendland fahren ist auch nicht mehr. Ich hab zwar gesagt, kann er machen ... aber ich bin insgeheim sehr froh, dass er da bleibt. Auch wenn der Arzt sagt, das viele Frauen mit meiner Diagnose oft trotzdem noch über den Termin schwanger sind ... Toni kann trotzdem jeden Moment kommen und da bin ich froh, wenn Moritz in der Nähe ist!!
Lasst euch auf jeden Fall eins gesagt sein: Es kommt immer anders als man denkt! Und noch was: Ihr findet mich zuhause, oder max. 1 Kilometer weit entfernt. Kommt mich also bitte unbedingt besuchen, wenn ihr Zeit habt!