Woche 36


Fakten

  • Toni hat sich gedreht ... in die falsche Richtung
  • Wenn man in Woche 36 eine Überraschungsparty plant, muss man früh anfangen und sich zwingen, jeden Tag nur ein bissche zu machen
  • Es gibt immer lustige, alternative Methoden um Situationen herbeizuführen
  • Irgendwer weiß immer was!
  • Selbst in vollen Kleiderschränken gibt es irgendwie noch Platz
  • Der H&M in Zehlendorf ist für Schwangere und Teenager-Mädchen nicht gerade die beste Adresse
  • Es ist besser, zu akzeptieren, dass man nicht einschlafen kann, als dagegen anzukämpfen und im Bett liegen zu bleiben
  • Mittagschlaf ist auch erholsam
  • Es kann immer jeden Moment losgehen, also Schlaf, wenn du kannst, um ausgeruht zu starten!
  • Wenn es draußen über 25°C hat, bleibt man doch lieber drin
  • Einen Namen zu finden ist echt nicht leicht
  • Auf Schulveranstaltungen kann man sehr gut Namen aussortieren
  • Raus sind auf jeden Fall Bruno, Vincent, Leon und Anton (nicht das die jemals drin waren)
  • Wenn man Schwangeren-Sorgen hat sollte man immer mit Freundinnen sprechen, die Wissen, von was man spricht!
  • Regt euch auf, wenn was nicht läuft wie es soll, aber dann regt euch wieder ab und akzeptiert die Lage wie sie ist
  • Das Buch oben im Bild ist sehr empfehlenswert, danke Elle!


Das Baby

Woche 36 hatte eigentlich ganz heiter und unbeschwert angefangen. Es gab keine Termine und Verpflichtungen, ich bin nochmal eine Schwangerschaftsleggins kaufen gegangen, da mein Bauch immer noch mehr und mehr wächst und war glücklich über das Wetter und den Garten. Einzig und alleine die Tatsache, das ich in der Nacht nun alle 1-2 Stunden wach werde, war ein bisschen unangenehm ... aber wenn ich nicht mehr einschlafen kann, ist das auch nicht schlimm, ich kann ja den Schlaf tagsüber nachholen. Sodbrennen ist leider auch ein Thema, dass mehr und mehr lästig wird ... und Schmerzen in der Hüfte, wenn ich zu lange auf einer Seite liege. Was mit zu den Hauptgründen des unregelmäßigen Schlafes gehört. Wenn das Kind da ist, und ich nur noch 2-3 Mal pro Nacht geweckt werde ist das vermutlich eine echte Erleichterung :-D

Donnerstag hatte ich dann einen vergleichsweise vollen Tag. Erst Geburtshaus wegen Vorsorgetermin, dann wegen Geburtsvorbereitungskurs. Im Vorsorgetermin dann gleich 2 schlechte Nachrichten.

1. Ich habe einen leichten Streptokokkenbefall (16-30% aller schwangeren Frauen sind Trägerinnen)

2. Toni hat sich aus der bereits richtigen Position wieder herausgedreht! (3-4% aller Babys verpassen es, sich rechtzeitig zu drehen)

 

Toll, dass ich bei beiden, relativ niedrigen Prozentzahlen, mitmache. Randgruppen habe ich ja schon immer gerne unterstützt.

Erstmal zu den Streptokokken Gruppe B, kurz GBS. Für die Frau absolut ungefährlich. Für die Ungeborenen kann das auch erst dann zu einem Problem werden, wenn sie sich auf den Weg durch den Geburtskanal machen. 1-2 von Tausend Babys erkranken dann an einer GBS-Infektion. Deswegen beobachtet man die Babys von diesen Frauen in den ersten 20 Stunden engmaschiger. Oder man verabreicht prophylaktisch Antibiotika. Und zwar schon, bevor das Kind auf die Welt kommt, also mir, damit es über die Nabelschnur ins Kind übergeht. So. Was für eine Entscheidung trifft man da? Der Frauenarzt sagt: Antibiotika. Obwohl er in 20 Jahren seiner Tätigkeit erst ein einziges Mal den Fall hatte, dass ein Kind erkrankt ist. Und da sind die Eltern dann mit dem zum Arzt und haben es dann mit Antibiotika behandeln lassen und alles war gut.

Die Hebamme sagt nix, sondern teilt Infozettel aus und sagt, ich muss das Entscheiden. Bzw. Moritz und ich. Wir haben uns dagegen entschieden. Wenn alles normal läuft gibt es keinen pauschalen Antibiotika-Cocktail. Sollte ich jedoch einen vorzeitigen Blasensprung haben oder Toni vor Woche 38 kommen, dann steigt die Infektionsgefahr nochmal an, und dann machen wir's halt doch!

 

Jetzt die Kindslage. Beckenendlage, na toll. Unter diesen Bedingungen kann man natürlich wieder nicht ins Geburtshaus. Unsere Alternative, das Klinikum Westend, holt Kinder auch in der Beckenendlage. Wenn es so liegt, dass es geht. Wenn nicht, dann muss ein Kaiserschnitt her! Diese Nachricht hat mich mal wieder sehr frustriert. Da liegt der Knilch die ganze Zeit richtig, drückt mir schon heftig aufs Schambein, und dann, zack, dreht er sich da wieder raus. Diesen Verdacht hatte ich schon Anfang der Woche, weil der Druck aufs Schambein nachgelassen hatte und ich seinen Schluckauf viel zu weit oben gespürt habe.

Zwei Hebammen bestätigen das dann auch. Blöd. Hab ich auch gesagt zu Hebamme Romy. Die hat mir dann Übungen gezeigt, die ich machen kann. Indische Brücke und so n Zeug. Unter anderem muss man eine Weile im Vierfüßlerstand ausharren. Manche Frauen hängen sich auch Glöckchen unter den Bauch, damit das Kind sich aus Neugier dreht. 

Zusätzlich hatten wir dann noch einen Termin fürs "moxen" vereinbart: 

Eine speziell angefertigte "Zigarre" aus Beifuß wird nahe an den äußeren Rand der kleinen Zehe gehalten (rechts und links im Wechsel). Und zwar jeweils so lange, bis die werdende Mutter die Hitze spürt. Die Hitze aktiviert den Akupunkturpunkt eines bestimmten Meridians. Das regt die Gebärmuttermuskulatur an und führt zu leichten Kontraktionen. Diese können das Kind dazu veranlassen, sich zu drehen.

 

Und gleich einen in der Geburtsklinik Havelhöhe für eine äußere Wendung:

Bei der äußeren Wendung wird versucht, das Baby von außen zu drehen. Das Kind soll in der Gebärmutter eine „Rolle“ machen, damit es so von der Steiß- in die Schädellage zu liegen kommt. 

 

Alles für Woche 37. Ab Woche 38 wird es nämlich vermutlich zu eng im Bauch für derlei Akrobatik. 

Die Hebamme meinte zwar, sie findet gut, wie ich auf diese Nachricht reagiere, nämlich mit resignierter Zurkenntnisnahme, aber innerlich war ich ganz schön angekotzt. Ich sollte mich natürlich weiter schonen, viel liegen, viel vor allem auf der rechten Seite liegen und diese Übungen machen. Die Diagnose kam am Donnerstag. Und Montag hatte ich den Termin beim Frauenarzt, der dann mit dem Ultraschall genau bestimmen kann, wie das Kind liegt. Da wusste ich, solange hat Toni Zeit, sich wieder ordentlich hinzufalten. Weil ich auf den ganzen Zinnober mit Moxen und Wenden gar keine Lust hatte. Und schon gar nicht auf Geburt im Krankenhaus oder nen Kaiserschnitt. Ne ne. Eigentlich greife ich nun auch voraus, wenn ich verrate, wie es ausgegangen ist. Das hier ist ja der Rückblick für Woche 36. Ich sitze im Moment aber in der Woche 37. Und weiß deswegen schon, das Toni alles gemacht hat, was seine Mama ihm gesagt hat (und durch die Übungen unterstütz hat). Er hat sich nämlich wieder von alleine gedreht und liegt jetzt korrekt im Becken, drückt wieder brav und mit aller Macht aufs Schambein und macht mich dieses Mal aber sehr glücklich damit!

 

Der Geburtsvorbereitungskurs hat dieses Mal bei einer anderen Hebamme stattgefunden. Und zwar ohne Tönen und Körperarbeit. Dieses Mal war es rein Informativ. Nämlich wie die Geburt üblicherweise so abläuft. Fanden alle interessant. Männer und Frauen. Allerdings haben wir bei der anderen Hebamme in den Kursen soviel geredet, dass wir dieses Mal voll überziehen mussten, um mit dem Stoff und den Fragen durchzukommen :-). Gelernt habe ich, dass, solange ich während einer Wehe noch reden kann, es nur sogenannte "Latenzwehen" sind. Da geht es also noch lange nicht los. Erst wenn ich während einer Wehe nicht mehr reden kann wird es Zeit, los zugehen. Ab da können die Hebammen dann mit mir arbeiten. Das heißt nicht, dass diese Latenzwehen nicht weh tun. Das können die nämlich auch schon. Weiß man dann gleich Bescheid, was da noch so auf einen Zukommt. Die Phase der Verzweiflung, in der man Hebamme, Mann und alle anderen anschreit, oder in der man sagt man geht jetzt wieder heim und will doch kein Kind, die ist auch fest eingeplant. Dauert zwischen 5 Minuten und einer Stunde. Danach hat man anscheinend den Punkt überschritten, an dem man eigentlich denkt, man kann nicht mehr. Dann ist man soweit, dass man es vollends durchzieht. Ich bin ja sehr gespannt, wie ich das alles hinnehme. Ob ich schreie, alle sollen die Fresse halten und dieses Ungetüm endlich aus mir raus schneiden, oder ob ich mich in eine Trance fallen lasse, ob ich gut finde, wenn Moritz mich massiert oder in anfauche mich nicht anzufassen und generell, wie ich so mit Schmerzen umgehen werde. Ich hatte noch nie große Schmerzen, deswegen habe ich überhaupt keine Ahnung. Wenn ich krank bin will ich nicht angefasst werden und hauptsächlich meine Ruhe und schlafen. Moritz kann euch ja dann erzählen wie es war. Frauen vergessen das meiste, was bei der Geburt passiert ist nämlich wieder. Vermutlich weil man durch die ganze abgefahrene Hormonausschüttung wie unter Drogen steht.

 

So. Das war es jetzt soweit mit Woche 36. In Woche 37 haben wir den letzten Geburtsvorbereitungskurs und es ist auch die letzte Woche, in der ich Stillhalten muss, um eine Geburt im Geburtshaus zu haben. Danach kann ich wieder Trampolin springen, den ganzen Tag Treppen steigen und Sex haben und damit soviel Oxytozin erzeugen, das Toni loslegen kann! Juhu, ich freu mich drauf.

 

Oh ... ein Panikanfall wäre doch noch zu erwähnen. Wir haben mit den Mädchen darüber gesprochen, was passiert, wenn sie hier sind und ich Nachts Wehen bekomme. Ich war der Meinung, man legt denen dann einen Zettel hin, die rufen morgens, wenn sie wach werden, einen von 4 möglichen Personen an, die sie abholen können und gut ist. Moritz sah das etwas anders. Der wollte dann noch Butterbrote schmieren (Lila hat danach gefragt, ob dann auch Brote für die Schule bereit liegen) und Anouk morgens anrufen, um mit ihr zu reden und zu checken, ob alles gut ist bei denen! Da bin ich leicht ausgetickt. Butterbrote und Telefonate während ich in den Wehen liege!! Klappts noch?

Wir haben dann entschieden einen Plan A und einen Plan B zu machen. Bei Plan A ist alles gut, Moritz hat Zeit für Butterbrot und Telefonate. Bei Plan B muss alles ganz schnell gehen und es gibt keine Brote und keine Telefonate. Nach dem Geburtsvorbereitungskurs und der Ansage, dass die Latenzwehen Stunden vor der eigentlichen Geburt einsetzen und einen da noch keine Hebamme da haben will, war ich auch wieder ein bisschen beruhigter.

 

Mein Dank diese Woche geht vor allem an folgende Personen:

Danke Elle für deine Worte zum Thema Stillen und Kaiserschnitt! Danke auch an Nina und Christi, die, obwohl sie keine Ahnung von Kaiserschnitten, etc. haben, trotzdem verbale Aufmunterungen bereit halten. 

Danke an meine Eltern für ihre beruhigenden Worte und ihren Humor! Die Telefonate mit euch tun wirklich gut und erden mich immer wieder.

Danke an Moritz für alles. Für wirklich alles! Dafür, das ich mich aufregen darf, für das Du mich wieder einfängst, für das ich Dich lieben darf, für das Du mich liebst, für Deine Geduld und für Deinen Beitrag dazu, mir das brüten einfacher zu machen! Du bist einfach wirklich ein toller Mann und Vater.

 

 

 

<< Woche 33-35   Woche 37 >>