Woche 21


Fakten

  • Es wird ein Mädchen
  • Es wird ein kleines Mädchen
  • Wir bekommen ein Mädchen
  • Marlo und die wilden Schwestern
  • Ich kann endlich die Rüschchenkleider mit Kätzchen drauf kaufen
  • Arbeitstitel Mina kann bleiben, weil, wir bekommen ein Mädchen!
  • In der Tram an anderen Passanten vorbei gehen wird langsam schwierig
  • Mina kann schon ganz schön rumzappeln und treten
  • Alles ist gesund
  • Mein Mädchen wiegt schon 400g
  • Die Polly Pockets können also erstmal bleiben
  • Tante Sigi ist der wahre Guru


Baby


Das Warten hat ein Ende. Der heutige Ultraschall hat ganz deutlich gezeigt, es wird ein Mädchen! Meine Mutter und ich haben es ja schon vorher gewusst. Weibliche Intuition. Ich bin ein bisschen erleichtert, da meine Oma damals ausgependelt hatte, dass ich vier Jungs bekomme. Wenn das nun also ein kleiner Junge geworden wäre, dann wären die Alarmglocken angesprungen. Aber Tante Sigi hatte von Anfang an einen Jungen und ein Mädchen herausgependelt. Ich empfehle also allen, sich bei ihr auspendeln zu lassen. Etwas seltsam fühlt es sich aber doch an, weil ich in meinen Gedanken, bis ich jetzt das zweite Mal schwanger wurde, immer Jungs spielen sehen habe. Aber Mina hat sich ja eh einfach reingemogelt. Die zeigt mir jetzt einfach, wo es lang geht.

Meine Frauenärztin sagt, alles ist gut, unauffällig und gesund. Schön gewachsen ist das kleine Vögelchen und hat ca. 400 g. Die kleinen Händchen und Füßchen waren auch schön zu sehen und der wunderbare Herzschlag. Als wir nach dem Geschlecht geschaut, und ein Mädchen gesehen haben, da musst ich fast ein wenig Weinen vor Glückseligkeit. Weil, egal was man sich davor so vorgestellt hat, dann weiß man es halt genau und freut sich auf diesen kleinen Menschen noch mehr, weil es noch greifbarer und realer wird. Ich hab diese Woche schon zweimal von „ihr“ gesprochen, als ich mich über das Vögelchen unterhalten habe. War also irgendwie eh schon klar.

Ach, ich bin ganz verliebt. Ein kleines Mädchen. Was Marlo dazu wohl sagt? Umgeben von wilden Schwestern. Meine Eltern freuen sich auf jeden Fall sehr. Moritz auch. Eigentlich alle, denen ich es schon erzählt habe.

Es fällt mir jetzt fast ein bisschen schwer, noch über irgendwas anders zu schreiben, weil ich die ganze Zeit denke „Es wird ein Mädchen, es wird ein Mädchen!“ Vielleicht bekommt Marlo zu Weihnachten jetzt doch eine kleine Küche, weil man die ja dann auf jeden Fall noch Zweitverwerten kann, falls er doch nach 2 Wochen wieder das Interesse verliert.

 

Ich versuche jetzt Mal kurz den Rest der Woche zusammenzufassen: Mir geht es gut. Am Sonntag ist Marlo krank geworden. Fiebrig und Weinerlich war er, der kleine Muck. Ich selber bin auch ganz schnupfig, aber da bei Marlo Angina prognostiziert wurde, was hochansteckend ist, bin ich froh, dass es beim Schnupfen geblieben ist. Wie durch ein Wunder hat sich tatsächlich keiner an Marlo angesteckt und seine Angina war auch die vermutlich sanfteste Angina, die ich kenne. Hat sich kaum beschwert, war bisschen schlapp und zornig, aber ansonsten hat er sich kaum über Schmerzen beklagt. Das ist einfach irgendwie ein kleiner Wikinger. Mina zappelt immer noch wie wild und ich fühl sie sehr häufig in mir rumstrampeln. Marlo und ich konnten sogar schon einmal sehen, wie sich der Bauch bewegt. Kleines kräftiges Mädchen. 

Politik


Mein politisches Thema diese Woche ist das Hebammen-Problem! Bei meinem Besuch im Geburtshaus, habe ich festgestellt, dass ganz viele Hebammen, die vor drei Jahren noch da waren, weg sind. Und meine Betreuungshebamme hat erzählt, dass es zwischendurch einen ganz schönen Engpass gab. Meine Cousine hat mir das Thema auch vorgeschlagen und in der Tat ist es eins, dass mich schon bei Marlos Schwangerschaft traurig und wütend gemacht hat. Mittlerweile hat das Geburtshaus wieder neue Hebammen dazu gewonnen und der Rufbereitschaftsdienst wurde um 100 Euro erhöht, aber sozial gerecht ist das ganze System immer noch nicht. Das größte Problem ist auch hier der Personalmangel. In den Kliniken gibt es viel zu wenig Hebammen. Das heißt, die werdenden Mütter, mit all ihren Ängsten und Sorgen, können gar nicht mehr richtig betreut werden und sich auf eine entspannte Geburt einstellen. Die Rate der eingeleiteten Geburten oder der Kaiserschnitte ist anscheinend um 25 % gestiegen, weil viele Frauen Angst haben, wenn sie ein Kind übertragen, dann passieren schlimme Dinge. Um diese Ängste zu nehmen gibt es seit Jahrhunderten Hebammen. Im Geburtshaus hatte man immer Zeit für mich und konnte mir alle Ängste nehmen. Aber Geburtshäuser werden immer weniger und durch die Panikmache von vielen Ärzten, wollen die meisten Frauen sowieso ins Krankenhaus. Dort betreut eine Hebamme aber manchmal 3 Frauen zeitgleich. Das ist doch Wahnsinn. Warum wird immer gespart und ungerecht entlohnt bei allen sozial wichtigen Berufen rund um unsere Kinder? Warum bekommen Konzerne immer Unmengen an Auflagen erlassen und können so einfach durchs Berufsleben schreiten, auch wenn sie Millionen Menschen in Mitleidenschaft ziehen, wenn sie es verbocken und eine Frau, die einer anderen Frau hilft, das Wertvollste auf der Welt ins Leben zu holen, wird so wenig geschützt und belohnt?  Ich werde es nicht verstehen und kann nur hoffen, dass unsere Jamaika-Koalition endlich etwas verändert und besser macht. Und ich kann nur hoffen, dass diese tollen Hebammen durchhalten und ihren Beruf weiter mit so viel Herzblut ausführen, wie sie es heute tun. Ich habe so viel Respekt vor ihnen und fühle mich immer so geerdet und verwurzelt, in ihrer Gegenwart. Ich glaube, wenn man fast jeden Tag ein kleines Wunder erlebt, dann trägt man diese Aura mit sich herum. Das soll nicht durch Stress, Unsicherheit und Überbelastung zerstört werden, weil es etwas wunderbar schönes ist und mir, als werdender Mutter so viel gibt!

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Kommentare: 1
  • #1

    Peter (Freitag, 17 November 2017 21:46)

    Herzlichen Glückwunsch zur kleinen Tochter! Ich denke mal, hier ist ein heimlicher Wunsch in Erfüllung gegangen. Und da der kleine Fratz ja wohl heimlich zu Euch rübergeschwommen ist, könnt Ihr Euch auf jemanden gefasst machen, der sehr genau weiß, was er bzw. sie will. Wie wär's also mit "'Emma"' ? (nee, lieber nicht - es scheint ja eine richtige Emma-Schwemme zu geben).
    Was Deine Klage über zu wenig Hebammen angeht, so ist offenbar immer noch nicht vom Tisch, dass Hebammen in Zukunft horrende Versicherungspolicen bezahlen sollen. Mit dieser Belastung wäre die ambitionierte Arbeit dann noch schlechter bezahlt und für manche einfach nicht mehr leistbar. Frag bei einem Deiner nächsten Besuche doch mal nach dem Stand der Dinge.